[07.Februar | 140km] … oder der „Schwarze Freitag“
Den Anstoß zum Motorrad-Kauf gab uns ein schwarz-weißer Aushang an einer gut besuchten Bar. Darauf war ein Foto von zwei alten Honda Win zu sehen, die ein Typ in Cat Ba Town verkaufen wollte. Leider kamen wir zu spät.Also fragten wir unseren Hostel-Chef, ob er nicht jemanden kennt, der jemanden kennt…noch ein Fehlschlag. Blieb als einzige Möglichkeit die Rückfahrt nach Hanoi – da soll der Markt regelrecht boomen. Über Internet haben wir auch schnell einen Verkäufer gefunden, mit dem wir uns sofort nach der Ankunft trafen. Christoffer traute sich eine Probefahrt in der völlig überfüllten Gasse zu (sein letzter Ritt liegt auch erst 15 Jahre zurück) und mit einem Handschlag sowie einem breiten Grinsen wurde der Tausch besiegelt. Jetzt gehörte die Maschine ihm: Schnurri. Blieb nur noch ich. Vor einem Motorcycle-Shop mussten wir nicht lange suchen. Wir trafen sogar auf zwei deutsche Typen, die gerade zwei Hondas gekauft haben und eine ähnliche Tour bewältigen wollen. Nach einer kurzen Einführung haben wir uns entschieden und der schwarze Rumpel war mein.
Es ist 4 Uhr morgens, als der Wecker klingelt. Die Straßen sollen so leer wie möglich sein, wenn wir losfahren. Ausgerechnet in der Stadt mit dem 2. chaotischsten Verkehr Vietnams wollen wir unsere Tour starten. Ohne vorher das Gepäck beladen zu haben. Ohne vorher mit Rumpel gefahren zu sein. Und für mich würde es die erste Motorradfahrt überhaupt sein. Aufgeregt schnüren wir unsere Rucksäcke auf die erweiterten Gepäckträger. Dabei wecken wir das Interesse eines vietnamesischen Pärchens, das ihr Motorrad direkt neben unsere parkt. Eigentlich wollten wir uns in Ruhe auf die Fahrt vorbereiten und entspannt frühstücken. Stattdessen werden wir (leicht penetrant) ausgefragt über unser Vorhaben, unsere Herkunft, unser Alter, wann wir denn los wollen. Zuerst sind wir leicht verwirrt über so viel Neugier, als dann aber nach 10 Minuten zwei weitere Pärchen dazukommen, ist es eigentlich nur noch nervig. Jeder fragt, lacht, tatscht. Ein einziges Gewusel herrscht um uns, als wir endlich aufbrechen. Gestresst will ich starten und dann passiert es: mein Motorrad bockt. Das Gepäck ist zu schwer, d.h. ich muss mein Daypack nach vorn verlagern. Christoffer stabilisiert in der Zeit meinen Rucksack, kehrt zu seinem Motorrad zurück und … weg ist auf einmal unser Publikum. Und weg ist es, das iPhone. Nein oder? Das ist jetzt nicht wirklich passiert! Die sorgfältig vorbereitete Route – weg. Alle Kontakte und Fotos – einfach weg! Und dann noch das: die Reißverschlüsse an fast jeder Tasche sind ein Stück offen und das Multitool ist ebenfalls weg! Langsam dämmert es uns, warum nur die Frauen mit uns gesprochen haben und dabei so auf Tuchfühlung gingen. Danke dafür!
Einige Flüche später können wir uns wieder sammeln und beginnen die Fahrt raus aus Hanoi. Sich früh loszumachen war eine gute Entscheidung, denn gegen 6 Uhr sind die Straßen noch ungewohnt leer. Unsere Angst bleibt soweit erst einmal unbegründet. Die Handhabung der Maschinen ist zwar noch etwas gewöhnungsbedürftig (in jeder Hinsicht ist alles an ihnen schwer: das Gewicht, die Schaltung, lange bequem sitzen) und es wird nicht das letzte Mal sein, dass ich an einer Kreuzung absaufe. Aber langsam rückt es immer näher – dieses Gefühl von Unabhängigkeit und die pure Lust am Fahren. Nach einer Stunde haben wir es geschafft: wir sind auf der Schnellstraße Richtung Ho Chi Minh-Road. Von den Autos und LWKs getrennt fahren wir jetzt zweispurig neben dem Highway und langsam zeichnen sich die ersten Berge im Hintergrund ab. Von mir aus kann es jetzt so die nächsten 2 Wochen weitergehen und alles wird gut! Unser Ziel für heute: den Cúc Phương Nationalpark unfallfrei erreichen und dort ein Hotel finden. Sollte eigentlich kein Problem sein, wir hatten ja eine Route ausgearbeitet. Doch jetzt stehen wir am Straßenrand, unsicher, ob wir noch auf der Ho Chi Minh-Road sind und wir versuchen uns mit der Navigation meines Handys zu orientieren – ohne Netz und ohne Internet. Es ist bereits früher Nachmittag und die Sonne brennt. In einer Seitenstraße entdecken wir neben zwei kleinen Ständen ein relativ neues Motel. Nach dem etwas komplizierten Check-In (unsere beiden Pässe und zwei ausgefüllte Formulare waren nötig) können wir uns total geschafft und immer noch fassungslos über den „bezaubernden“ Morgen neu orientieren. Zum Glück gibt es hier WiFi und wir sehen, dass wir uns nur wenige Kilometer vor dem Nationalpark befinden. Morgen werden wir uns eine SIM-Karte holen und die nächste Etappe planen. Es kann nur besser werden!
Fortsetzung folgt …
Gute Fahrt an unsere Biker 🙂